Nachhaltige Kunst für Fahrradromantiker und Drahteselvirtuosen
Ich bin aufgeregt! Das Buch über meine Radreise von Berlin nach Bengalore ist endlich da! Es ist 238 Seiten lang, enthält viele Farbfotos und ist für 22 € inklusive Versand zu haben. Schreibt mir gerne bei Interesse an einem Exemplar eine E-Mail mit eurer Anschrift an: veloart@web.de
Hier gibt es als ersten Vorgeschmack schon mal das Vorwort. 🙂
Vorwort
Mit 19 Jahren hätte ich sicherlich auch andere Sachen machen können: Zur Uni gehen, zum Sportverein, Abende mit Freunden in Bars verbringen. Kein schlechtes Leben eigentlich, aber doch Routine. Gefühlt hatte ich denselben Tag immer und immer wieder erlebt. Es fehlte mir das Neue, das aufregende Unbekannte. Tage, für die es keinen vorgefertigten Stundenplan gibt. Ganz sicher war es auch die Suche nach dem Abenteuer und der Herausforderung. Mit dem Fahrrad von Berlin nach Indien zu fahren, da schien das alles garantiert. Indien klingt nach weit weg in der Ferne und auch ein bisschen exotisch nach Elefanten.
Meine Reisevorbereitung besteht im Wesentlichen darin, mir ein Urlaubssemester zu nehmen und ein Fahrrad zu kaufen. Innerhalb von zwei Tagen besorge ich panisch, was ich an Campingausrüstung für nötig halte. Aus dem Schulatlas werden ein paar Karten herausgerissenen und mit dem Filzstift eine rote Route gemalt. Dann kann ́s ja losgehen…
Eine warme Dusche, ein voller Kühlschrank und ein kuscheliges Bett haben auch so ihre Vorteile, all das habe ich in den folgenden 120 Tagen aber nie auch nur eine Sekunde vermisst. Die Wohnung wird jetzt kurzerhand gegen eine Isomatte und ein winziges flatterndes Ein-Mann-Zelt eingetauscht. Die Dusche ersetzt ab sofort eine über den Kopf gehaltene Plastikflasche.
Mein Gefährt hat mehr Gemeinsamkeiten mit einem Packesel als mit einem sportlichen Fahrrad. So beladen werde ich immer mal wieder gefragt, wo es hingehen soll – und antworte erst mal mit dem Zwischenziel „nach Istanbul“, worauf entweder Bestürzung oder Gelächter ausbricht. „Du weißt schon, wie weit das ist?“, will man mich für verrückt erklären. Den Menschen merkt man an, dass sie sich beim Anblick des Jungen auf dem vollgeladenen Fahrrad denken: „Der dreht doch spätestens in Österreich wieder um.“
Zwei Monate später stehe ich mit meinem Rad in der menschenleeren Wüste im Iran. Statt zwischen Uni und Schwimmhalle zu pendeln, jage ich der Sonne hinterher. Am Morgen ist es im Dunkeln bitterkalt und eisig, bis die Sonne wie ein roter lodernder Feuerball langsam, aber mit voller Stärke hinter dem planen Horizont hervorkommt. Dann ist es mehr als heiß und ein trockener staubiger Wind weht über die Steppe. Ein Sandsturm kommt mir auf der schnurgeraden Straße entgegen wie eine beige, unaufhaltsame Wand. Was hätte ich in Berlin um diese Uhrzeit gemacht? Wahrscheinlich würde ich gerade in der S-Bahn sitzen. Ob sie wohl gegen einen Sandsturm gewappnet wäre? Wahrscheinlich besser als mein Fahrrad…
Die Route meiner Reise hat sich ständig verändert und alles kam anders als geplant. Aber das Gute ist: Wenn man keinen Plan hat, kann auch keiner schiefgehen. Am Ende bin ich 8.500 km geradelt, 1.500 km getrampt, 1.500 km geflogen und 350 km mit Schiffen gefahren.
Ich sitze am Flughafen von Bangalore auf einem Pappkarton, der alles beherbergt, was ich die letzten vier Monate bei mir hatte. Trotzdem nehme ich so viel mehr im Gepäck mit, denn mein Kopf ist voll mit bunten Erinnerungen. Manche Menschen, die ich getroffen habe, haben mich behandelt wie ihren eigenen Sohn, andere wie einen Streuner und manche wie einen Helden. Ich habe bitter geweint und vor Freude gebrüllt.
Ich wurde in einer Hippiekommune in Bulgarien aufgenommen, stand im Rauch der Bengalos zwischen Ultrafußballfans im Stadtderby von Belgrad, nahm am Turnunterricht in Teheran teil, wurde täglich zum Couchsurfen im Iran eingeladen und mit unvorstellbarer Gastfreundschaft überschüttet oder habe mich in Indien im Cricket versucht und nach Kokosnüssen geangelt. Begleitet haben mich am Wegesrand mal streunende Hunde, mal Kamele und mal diese fiesen Affen, die einem die Bananen stehlen wollen. Auf dem Sattel reiten und im Zelt schlafen… Fahrrad + India = Fahrradindianer, das war meine einfache Formel.
Mach es dir auf dem Gepäckträger gemütlich und los geht’s!